From Moscow to Berlin - The Soviet Capa

From Moscow to Berlin - The Soviet Capa

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Künstler: Jewgeni A. Chaldei

52 Werke

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From Moscow to Berlin - The Soviet Capa

Erleben Sie 56 unvergessliche Bilder des sowjetischen Frontfotografen Jewgenij Chaldej (1917–1997), dessen berühmtes Foto vom Hissen der roten Fahne auf dem Reichstag am 2.Mai 1945 zum Symbol der Niederlage des Faschismus wurde. Doch Chaldejs Werk reicht weit über diese Ikone hinaus: Als offizieller Kriegsberichterstatter der Roten Armee war er an allen großen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs zugegen, dokumentierte die Potsdamer Konferenz ebenso wie die Nürnberger Prozesse – und verlor dabei nie seine Menschlichkeit, indem er die Lebensgeschichten von Zivilisten und Soldaten in tausend kleinen Momenten festhielt.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren präsentiert die Apheum-Kollektion nicht nur Chaldejs berühmte Kriegsaufnahmen, sondern auch ausgewählte Frühwerke und Spätarbeiten. Tauchen Sie ein in seine Anfänge als Fotograf und entdecken Sie, wie sein später, von russischem Konstruktivismus geprägter Stil künstlerische Vision und dokumentarische Präzision vereint. Ein Muss für alle, die die Kraft der Fotografie und die faszinierende Persönlichkeit eines der bedeutendsten Chronisten des 20. Jahrhunderts neu entdecken möchten!

Jewgeni A. Chaldei

J. Chaldej gehört zu den wichtigsten Kriegsfotografen des Zweiten Weltkrieges. Sein amerikanisches Pendant ist der berühmte Robert Capa. Beide haben sich bei den Nürnberger Prozessen kennengelernt und wurden Freunde.
Robert Capa schenkte J. Chaldej sogar seine Großbildkamera, eine Speed Graphics, damit J. Chaldej besser arbeiten konnte. Später revanchierte sich J. Chaldej mit der Entwicklung von R. Capas Filme, als dieser mit John Steinbeck als erste westliche Journalisten nach dem Krieg die Sowjetunion bereiste. Auch persönlich gab es seine wichtige Gemeinsamkeit, die sich wie ein roter Faden durch beide Leben zieht. R. Capa stammt aus einer jüdischen Schneiderfamilie.
J.Chaldej ist im ukrainischen Donezk geboren und ebenfalls jüdischer Abstammung. Mehr dazu in seiner Biografie.

J. Chaldej hatte es ungleich schwerer als R. Capa und seine anderen amerikanischen Kollegen und Kolleginnen. Er arbeitete unter einer der schrecklichsten Diktaturen der Geschichte. J. Chaldej Spiel- und Freiräume unter dem Stalinismus waren sehr begrenzt.
Heute wissen wir, dass er sie so weit wie möglich nutzte und auch nicht davor zurückschreckte sein Leben zu riskieren. In seinem Nachlass fanden Ernst Volland und Heinz Krimmer ein Kriegstagebuch. Ein solches zu schreiben, war im Zweiten Weltkrieg für sowjetischen Kriegsteilnehmer unter Todesstrafe verboten. Für Journalisten gab es da keine Ausnahme.

Und noch einen wesentlichen Unterschied gab es. Sowjetische Soldaten mussten nicht alle Hebel in Bewegung setzten, um direkt an der Front eingesetzt zu sein. Sie wurden dazu abkommandiert, denn sie waren in erster Linie Soldaten und erst in zweiter Linie Fotografen. Die Todesliste der sowjetischen Kriegsfotografen ist lang. Dass J. Chaldej den gesamten Krieg überlebt hat gleicht einem Wunder.

Und noch ein großes Problem gab es. Das fehlende Material.
Als J. Chaldej zum ersten Mal an die Front nach Murmansk geschickt wurde, bekam er gerade einmal 100m Film für viele Monate. Angesichts der Aufgabe eine geradezu lächerliche Menge.  J. Chaldej hat das Beste daraus gemacht.

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Vita

10. März 1917 
Chaldej wird in Jusowka, später Stalino, heute Donezk (Ukraine)
als Sohn einer jüdischen Familie geboren.

1918   
Die Mutter wird während eines Pogroms ermordet, Chaldej schwer
verletzt.

J. Chaldej zu dem Vorfall: „Pogrome gibt es bis heute, obwohl
es Stalin nicht mehr gibt. Unter Breschnew und Chruschtschow gab es auch
Pogrome, immer wieder. Im Pass steht das Kainsmal, dass du ein Jude bist-das
ist es."
 

1925- 1929
Schuljahre. Der Zwölfjährige baut sich seine erste Kamera.

„Die ersten Fotos habe ich mit einer selbst gebastelten Kamera
gemacht. Themen als solche gab es nicht, ich fotografierte die Kirche, die Straßen
-alles unbewegliche Dinge, ich war weder ein Berufsfotograf noch hatte ich eine
gute Kamer; Ich war zwölf Jahre alt."
 

1930-1936
Arbeiter in einem Stahlwerk in Donezk. Er veröffentlicht mit 15
Jahren sein erstes

Foto (Porträt eines Bestarbeiters) 

„Ich fotografierte sowjetische Helden, Arbeiter, die
Produktionsrekorde erzielten, Bauern, all dieses Propagandamaterial. Damals hat
niemand das als Propaganda angesehen."

Während einer Fahrt durch das Gebiet von Stalino im Jahr 1932
begleitet er als Fotograf eine Agitationsbrigade und wird mit dem massenhaften
Hungertod in Folge der Zwangskollektivierung konfrontiert.

1936
Nach Anstellungen bei Regionalzeitungen wird Chaldej 1936 nach
Moskau zu einem Kurs der Sojusfoto-Agentur delegiert. Umzug von Jusowka nach
Moskau.

„Ich lebte in einer kommunalen Wohnung zusammen mit acht Familien,
und in sieben von diesen verschwanden Menschen spurlos hätte auch mir passieren
können. Wir wuchsen auf in einer Atmosphäre, der jeder jedermanns Feind war,
und wir wussten nicht, was man ihnen angetan hatte, nur dass sie
verschwanden."
 

1936- 1948
Fotokorrespondent der Nachrichtenagentur TASS. 

1941 – 1945
Offizieller Kriegsfotograf in der Roten Armee.

„Ich spürte, dass es notwendig war. Ich war ja auch Soldat. Ich
war in Murmansk, am Schwarzen Meer, in Noworossisk, bei den Truppen in Kertsch
auf der Krim, später bei Sewastopol. Sewastopol wurde am 9. Mai 1944 befreit,
ein Jahr vor dem Sieg. Aber wir wussten damals noch nicht, dass am 9. Mai 1945
der Sieg gefeiert werden sollte."
 

Vermutlich 1943
erhält Chaldej aufgrund
seiner Verdienste den Dienstgrad eines Leutnants (Kriegsmarine). Ab 1944
begleitet er als Fotograf den Vormarsch der 3. Ukrainischen Front und ist bei
den Eroberungen von Sofia, Bukarest, Budapest, Belgrad und Wien dabei.

„Ich arbeitete immer allein, nichts konnte mich ablenken. Alles,
was ich hatte, war mein schwarzer Ledermantel, eine Uniformmütze, wenig
Kleidungsstücke und Chemikalien für die Filmentwicklung im Rucksack. Ich fand
immer etwas zu essen und immer einen Platz zum Schlafen, meist in Kellern oder
zerstörten Häusern."
 

Ende April 1945
wird er nach Berlin abkommandiert, um den Sieg über den Faschismus
zu dokumentieren. 

1941 oder 1942
Chaldejs Vater und seine Schwestern Etia, Zilia und Riwa gehören
zu den zwei Millionen sowjetischen Juden, die von den deutschen Einsatztruppen
ermordet wurden.

„Sie wurden nicht erschossen, sondern lebendig in Kohleschächte
geworfen, zusammen mit 75 000 Menschen! Das war 1941/42. Da habe ich die
Deutschen sehr gehasst. Leider musste ich später erfahren, dass viele Russen
kräftig dabei mitgeholfen haben."
 

1945
Offizieller sowjetischer Fotograf während der Potsdamer Konferenz
(TASS). 

1945 
Heiratet Swetlana. 

1946 
Offizieller sowjetischer Fotograf während der Nürnberger Prozesse
(TASS). 

1947 
Geburt der Tochter Anna. 

1948 
Chaldej wird wegen angeblicher Unprofessionalität von der TASS
entlassen.

„Gleich nach der Potsdamer Konferenz ging ich in den Fernen Osten,
nach China, im August nach Nürnberg, danach nach Paris. Als ich wieder Zivilist
war, entließ mich die Fotochronik TASS mit der Begründung, es gäbe keine Arbeit
mehr für mich. Der wahre Grund war, dass ich Jude bin."
 

1948- 1951     
Schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. 

1951 - 1956    
Fotografiert für verschiedene kleinere Zeitungen und Zeitschriften.

1956
Geburt des Sohnes Leonid. 

1956- 1971  
Fotograf bei der Prawda.

„Dann fing ich bei der Freundschaftsgesellschaft Ausland an und
1956 bei der Prawda. Dort blieb ich fünfzehn Jahre. Im Auftrag der Prawda
bereiste ich die ganze Sowjetunion."

Ab 1971
Fotograf bei der Sowjetskaja Kultura.

„Bis zur Gorbatschow-Zeit habe ich noch fotografiert. Gorbatschow
war der Letzte, den ich abgelichtet habe. Interesse an der Fotografie habe ich
schon noch, aber nicht an den Ereignissen. Früher habe ich alle interessanten
Ereignisse fotografiert, ich hatte ein Interesse an Menschen und
Ereignissen."

1994  
Erste Ausstellung im Westen im Kunstamt Neukölln, Berlin, Galerie
Körnerpark, Sammlung Ernst Volland und Heinz Krimmer. Ebenso erstes Buch im
Westen: „Von Moskau nach Berlin“, Hrsg. Ernst Volland und Heinz Krimmer.

1997   
Am 6. Oktober stirbt Chaldej in Moskau.

Zitate aus: „Von Moskau nach Berlin“, herausgegeben von
Ernst Volland und Heinz Krimmer, S.121-125 und Brian Moynahan, „Witness of
History“,
The Time Magazine 17. September 1994, S.2881.